Eames Fiberglass Chair Ikone der Mid Century Modern
Er ist wohl eines, wenn nicht gar das ikonischste Objekt des Mid Century Modern, der Design Bewegung der 1940er bis 1960er Jahre, die es sich auf die Fahnen geschrieben hatte, mit modernen Materialien und organischen Formen funktionale Objekte für die Lebens- und Arbeitswelten der Menschen zu schaffen: Der Eames Chair.
In der Tradition der Funktionalität des Bauhauses
Anknüpfend an die Moderne des Bauhaus und Le Corbusier entsteht vornehmlich in den USA der Stil, der sich wie seine Vorgänger durch Funktionalität auszeichnet. Nun umgesetzt durch neue Werkstoffe wie Kunststoff, Vinyl, Plexi- und Acrylglas, gern auch im Kontrast zu traditionelleren Materialien wie Massivholz, Furnier- und Sperrholz. Die Farbwelten können gedeckt und dezent, aber auch leuchtend und kontrastreich sein.
Charles Eames – das Gesicht des Mid Century
Taucht man ein in die Geschichte des Mid Century, so sind diese Namen vermutlich die ersten, die einem begegnen: Charles und Ray Eames. Das Paar lernt sich über eine gemeinsame Arbeit kennen, Charles, studierter Architekt, lehrt seit 1939 Design an der Cranbrook Academy of Art in Detroit, Michigan, wo die Studentin Ray Kaiser an einem Projekt für den Wettbewerb „Organic Design in Home Furnishings“ arbeitet. Während der Arbeit an ihrem Projekt lernt sich das Paar lieben, sie heiraten 1941. Der Beginn einer kongenialen Partnerschaft.
Er, der überwiegend technische Part, der sich mehr als Handwerker versteht denn als Designer, sie, die Malerin, der kreative und künstlerische Part des Duos. 38 Jahre lang schaffen beide bis zum Tode Charles im Jahr 1978 zahlreiche Ikonen des modernen Möbeldesigns, die bis heute von größter Relevanz sind.
Viel für wenig – der Anfang des Fiberglass Chair
1948 entwerfen Charles und Ray für den Wettbewerb „International Competition for Low-Cost Furniture Design“ des Museum of Modern Art in New York einen Stuhl, der günstig und in großen Stückzahlen produzierbar sein soll. „To get the best to the most for the least“, war der Wunsch der beiden Designer, welcher sich in diesem Entwurf wohl maximal widerspiegelt. Die erste Variante, eine aus Metall geformte Sitzschale, stellt sich schnell als zu kostenaufwändig heraus und wird verworfen. Das Material Fiberglass wird diskutiert.
Glücksgriff Fiberglass
Diese Entscheidung stellt sich als Glücksgriff heraus, die so gefertigten Stühle sind leicht, robust und gut zu reinigen. Der Eames Chair wird das erste kommerziell produzierte Sitzmöbel aus Kunststoff, hergestellt durch die Firma Zenith Plastics mit hydraulischen Gussformen und modernsten Werkzeugmaschinen.
Eames Chair – Ergonomie und Funktionalität
Bestehend aus einer ergonomischen Sitzschale in 2 Varianten, dem Side Chair ohne, sowie dem Armchair mit Armlehnen, wurde er ursprünglich in drei gedeckten Farben produziert. „Greige“, einer Mischung aus grau und beige, „Elephant-Hide-Grey“, sowie „Parchment“, einem gebrochenen Weiß. Dabei blieb immer schön sichtbar die Struktur des Materials Fiberglass
Mehr Kombination für noch mehr Liebhaber
Die Farbpalette wird um die Primärfarben rot, blau und gelb, sowie um grün und schwarz erweitert. 1950 geht der Stuhl in die Serien-Produktion, die Herman Miller Furniture Company bestellt 2000 Stühle die sie zum Verkauf anbietet, zur Wahl sechs verschiedene Untergestelle, die mit den Sitzschalen kombiniert werden können: Holzbeine mit Metallverstrebungen, Beine aus Rundstahl, das als „Eiffel Base“ bekannte Drahtgestänge, ein Aluminiumgussgestell mit Rollen, ein Schaukelgestell mit Holzkufen, sowie ein drehbares Gestell. Ein Polster mit grobem Leinenbezug, dem „Hopsak“ ist in den gleichen Farben erhältlich, zusätzlich ein schwarz-weißes Harlekinmuster.
Charles Eames Fiberglass Chair – höchste Ehrung
Der Armchair wird noch im Jahr 1950 in die Sammlung des Museum of Modern Art aufgenommen.
Bis heute begeistert der Eames Chair. Nicht nur im privaten, auch im öffentlichen Raum findet das Design von Charles und Ray Eames bald Einzug, in Schulen, Restaurants, Flughäfen und Büros wird vor allem der Side Chair eingesetzt, auch zur Reihenbestuhlung als Stadium Seating kommen die Sitzschalen zum Einsatz.
Auf einer Metall-Traverse mit oder ohne Ablagetisch als Sitzbank, dem „Tandem Shell Seating“.
Ganz selbstverständlich in kollektiver Wahrnehmung
Die Sitzschale gehört bald so sehr zum öffentlichen Raum, dass sie durch ihre selbstverständliche Erscheinung schon quasi unsichtbar wird, Produkte mit neuen und kostengünstigeren Produktionsmethoden kommen auf den Markt, so dass die Produktion des Eames Chair in den 1990er Jahren kurzzeitig eingestellt wird. Sein Comeback feiert er jedoch bereits 1998, als die „Eames Plastic Group“, lanciert wird. Produziert im Kunststoff Polypropylen, welcher sich in Qualität und Festigkeit als Ersatz für Fiberglass eignet. Der Eames Chair ist zurück und gekommen um zu bleiben.
Klassiker unter sich
Das ist es eben, was einen Klassiker ausmacht: auch nach über 70 Jahren und trotz stark veränderten Lebens- und Arbeitsgewohnheiten hat der Eames Chair nichts an Aktualität eingebüßt.
Sein zeitloses Design ist ein idealer Partner für eine Koexistenz mit erlesenen Antiquitäten – ohne sich hierbei gegenseitig die Show zu stehlen. Unten finden Sie ausgewählte Stücke für Ihr Zuhause: